Uranexport nach Russland startet:

Kritik auch an der Landesregierung

Pressemitteilung der GAL Gronau, 06.04.2020

Uranexport nach Russland startet: Kritik auch an der Landesregierung

Der Uranmüllexport von Gronau nach Russand, der heute starten soll, wird von der parteiunabhängigen Grün Alternativen Liste (GAL) Gronau, die auch im Rat der Stadt Gronau vertreten ist, scharf kritisiert. Konkret richtet sich die Kritik gegen den Urenco-Konzern, der die Gronauer Uranfabrik betreibt, aber auch gegen die Atomaufsicht des Landes NRW in Düsseldorf. Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, in dem auch die GAL mitwirkt, hatte in den letzten Tagen mehrfach den zuständigen Wirtschaftsminister Pinkwart aufgefordert, den Transport in Zeiten der Corona-Krise zu unterbinden. Auch der Polzeibeauftragte des Landes NRW wurde angeschrieben. Es gab keinerlei Antwort. „Die Landesregierung darf nicht schweigen, muss Verantwortung übernehmen und gerade aktuell Gefahren von der Bevölkerung abwenden. Atomtransporte sind nicht akzeptabel“, so GAL-Stadtratsmitglied Udo Buchholz.

Inzwischen hat heute (Montag, 6.4.) eine Lokomotive die Gronauer Urananreicherungsanlage erreicht, die die Waggons mit Uranmüll abholt. Abfahrt wird ca. 11.10 oder 12.10 Uhr sein. Vor der Urananreicherungsanlage findet seit 8 Uhr eine genehmigte Protestmahnwache statt, um 11 Uhr wird in Münster eine Mahnwache beginnen, in Höhe des Güterbahnhofs auf dem Alfred-Krupp-Weg / Ecke Roddestraße.

Grundsätzlich fordert die GAL ein grundsätzliches Transportverbot für alle Urantransporte, also auch für LKW-Transporte, und das für die gesamte Zeit der Corona-Krise – und auch danach.

Angesichts des Mangels an Schutzkleidung für Ärztinnen und Ärzte vor Coronaviren wirft die GAL die Frage auf, wie es eigentlich um den Katastrophenschutz bei Urantransporten bestellt ist. Die GAL befürchtet, dass es im Ernstfall bei einem Unfall mit Uranhexafluoridfreisetzungen nicht genug Spezial-Schutzkleidung für Polizei, Feuerwehr und medizinisches Personal geben wird. Vom Schutz der Bevölkerung ganz zu schweigen. In diesem Zusammenhang erinnert die GAL an den bisher schwersten Unfall in der Gronauer Urananreicherungsanlage. 2010 wurde dabei ein Arbeiter verseucht, dem zunächst in den örtlichen Krankenhäusern nicht geholfen werden konnte. Die GAL Gronau fragt, wo bei einem Unfall mit Verseuchungen Hunderte oder Tausende Personen untergebracht und medizinisch versorgt werden können?

2019 sind monatelang fast immer alle drei Wochen an Montagen Sonderzüge mit Uranmüll von der Gronauer Urananreicherungsanlage durch das Münsterland und das Ruhrgebiet zum Hafen in Amsterdam gefahren. Dort wurde der Uranmüll auf ein Frachtschiff verladen und weiter nach Russland transportiert. Unter Protest ist am 9. März der erste Uranmüllzug in diesem Jahr gestartet. Bürgerinitiativen, der Umweltverband BBU und die Ärzteorganisation IPPNW protestierten wiederholt und vielfältig mit Hinweis auf die Corona-Krise und die Belastungen der Polizei und der Krankenhäuser sowie der Hilfsdienste. Sie hatten Erfolg und zunächst verkündete das Bundesinnenministerium und dann der Urenco-Konzern, der die Gronauer Uranfabrik betreibt, dass in der letzten Märzwoche kein Uranzug starten sollte. Für die folgenden Wochen wurde aber der Start eines Sonderzuges mit Uranmüll nicht ausgeschlossen.

Die GAL Gronau betont, dass nicht nur die unsichtbare Gefahr einer Corona-Erkrankung zum Verbot von Atommülltransporten führen muss. Auch die
unsichtbare Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung (inclusive Polizei und medizinisches Personal) durch Radioaktivität vor Ort in und um Gronau sowie an den Transportstrecken in NRW und in den Niederlanden, aber auch in Russland, sollten Grund genug sein, den Transport von Uran und Atommüll zu verbieten. Alle Urananreicherungsanlagen im Euregio-Grenzgebiet und anderswo müssen sofort geschlossen werden.

Die Grün Alternative Liste (GAL) Gronau hält in diesen Zeiten Uran- und sonstige Atomtransporte für besonders unverantwortlich. Polizei und Krankenhäuser arbeiten wegen der Coronakrise auf Hochtourren und dürfen nicht mit den Auswirkungen von Atomtransporten zusätzlich belastet werden.

Neben dem Transport mit Zügen erfolgt der Transport des hochgefährlichen Uranhexafluorids von und nach Gronau mit zahlreichen LKW-Transporten. Und der Betrieb der Schwesteranlage des Urenco-Konzerns in Almelo (NL) ist mit noch mehr LKW-Transporten verbunden. Die Urananreicherungsanlage in Almelo verfügt über keinen Bahnanschluss.

Fazit der GAL: Urantransporte sind zu riskant und die Urananreicherungsanlagen in Gronau und Almelo müssen sofort stillgelegt werden. Die GAL wird sich in der aktuellen Situation weiterhin bestmöglich für eine Energieversorgung ohne Atomanlagen und Atomtransporte engagieren.

Hintergrund und weitere Informationen:

https://bbu-online.de/Presse.htm

http://urantransport.de/aktuelles

https://sofa-ms.de/

https://www.ippnw.de/atomenergie.html